Kritische Studien zur Rolle des deutschen Protestantismus während des Zweiten Weltkriegs, jenseits des herkömmlichen »Kirchenkampf«-Paradigmas, sind noch immer dünn gesät, auch wenn sich in jüngster Zeit vermehrte Aufmerksamkeit für das Thema Kirche im Zweiten Weltkrieg konstatieren lässt. In der Regel wurde (und wird) mit dem Ersten Weltkrieg verglichen und behauptet, dass von einer ähnlichen kirchlichen Kriegsbegeisterung wie 1914-1918 nicht gesprochen werden könne, dass vielmehr Skepsis und vielfach sogar innere Distanz zum Krieg, zu den NS-Kriegszielen und generell zum NS-Regime überwogen hätten. Das ist geradezu Gemeinplatz geworden und wird allenthalben wiederholt. Jüngste Forschungen zeigen indessen, dass eine solche Position der kritischen Überprüfung und Differenzierung bedarf. In dieser Hinsicht liefert auch die vorliegende umfangreiche Dokumentation von Kriegsbriefen evangelischer Theologen einen wertvollen Beitrag zur überfälligen Revision jenes älteren Gemeinplatzes.
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