Krieg um Berlin? Die sowjetische Militär- und Sicherheitspolitik in der zweiten Berlin-Krise 1958 bis 1962

摘要

Mit der Schließung der Grenze in Berlin am 13. August 1961 erreichte die zweite Berlin-Krise ihren Höhepunkt. Chruscevs Hauptwidersacher, Präsident Kennedy, glaubte zunächst, die Krise sei ausgestanden, weil sich mit dem Ende der Massenflucht die DDR stabilisieren könne, sodass der sowjetische Führer die westlichen Besatzungsrechte und damit die von ihm unabhängige Existenz West-Berlins nicht mehr infrage zu stellen brauche. Das erwies sich freilich als Irrtum, denn, wie sich rasch herausstellte, hielt Chruscev an seinen Zielen fest und betrachtete die Errichtung der Sperranlagen lediglich als Vorstufe zum Abschluss des Friedensvertrags, der die Stadt den Westmächten entziehen und unter östlichen Einfluss bringen sollte. Matthias Uhl weist anhand der von ihm in großem Umfang erschlossenen sowjetischen Geheimdokumente nach, dass die sowjetischen Drohgebärden im Herbst kulminierten und dass, zumal der nach West-Berlin entsandte Sonderbeauftragte des amerikanischen Präsidenten und Held der Luftbrücke von 1948, General Clay, Härte mit Härte beantwortete, der Ausbruch eines Konflikts zwischen beiden Großmächten in greifbare Nähe rückte. Die Welt stand, ohne dass die Öffentlichkeit sich dessen bewusst war, am Rand des nuklearen Abgrunds.