Volksgemeinschaft am Ende

摘要

In seiner Augsburger Dissertation nimmt Sven Keller, mittlerweile Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Münchener Institut für Zeitgeschichte (IfZ), einen spezifischen Aspekt der letzten Monate des »Dritten Reiches« in seinen Blick. Dabei handelt es sich um die sogenannten Endphasen-Verbrechen, und damit um einen (in den entsprechenden Nachkriegsprozessen als Begriff geprägten) juristischen Tatkomplex, der monografisch bislang nicht erforscht wurde. Sie spielten sich zwischen dem alliierten Einmarsch in die westlichen Reichsgebiete im September 1944 und dem militärischen Zusammenbruch im April/Mai 1945 ab. Keller identifiziert insgesamt 334 Verbrechensvorgänge mit 779 Angeklagten, zu denen in der Nachkriegszeit 728 Einzelurteile aller Instanzen ergingen. Er entnimmt diese Vorgänge zum einen den Editionen »Justiz und NS-Verbrechen« und »DDR-Justiz und NS-Verbrechen«, zum anderen einer am IfZ erstellten Datenbank aller durch westdeutsche Gerichte verfolgten NS-Verbrechen. Zudem hat der Autor das Archiv der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der DDR auf weitere »Endphasen-Verbrechen« durchforstet. Zusätzlich zieht er eine unübersehbare Masse an Akten aus den verschiedenen Standorten des Bundesarchivs und des Nordrhein-Westfälischen Staatsarchivs sowie aus dem Staatsarchiv Augsburg heran, um die »Endphasen-Verbrechen« zu kontextualisieren. Ein über 40-seitiges Verzeichnis der benutzten Quelleneditionen und der Sekundärliteratur zeugen von dem enormen Arbeitsaufwand, den der Autor betrieben hat.