Das Meer als Versprechen

摘要

Der athenische Historiker Thukydides lässt in seinem Geschichtswerk mehrere seiner Landsleute wie etwa Perikles, Alkibiades oder Nikias in deren Reden die absolute Überlegenheit Athens zur See als kriegsentscheidenden Vorteil gegenüber den Feinden, mit welchen man während des Peloponnesischen Krieges (431-404 v.Chr.) um die Existenz rang, hervorheben. Insbesondere die Prominenz des vom Geschichtsschreiber in einem auktorialen Urteil als weitsichtig, angesehen und unbestechlich (Thuk. 2,65) bezeichneten Perikles, aber auch ganz allgemein die Präsenz maritimer Fragen und Probleme in Thukydides' Schrift veranlasste deswegen einen Teil der einschlägigen Forschung, diesen in hochgreifenden Einschätzungen als den ersten Theoretiker des Seekrieges zu etikettieren und ihn gar in eine Reihe mit Klassikern dieser Sparte wie Alfred Thayer Mahan zu stellen. Hans Kopp unternimmt es vor diesem Hintergrund, in seiner gründlichen und kenntnisreichen Dissertation die Behandlung der Seeherrschaft durch Thukydides einer präzisen literaturkritischen Untersuchung zu unterziehen. Dabei überprüft er insbesondere dessen Einschätzung der Thalassokratie, deren Möglichkeiten und Grenzen im Gesamtkontext zum einen des thukydidei-schen Werkes, zum anderen auch im Vergleich zu weiteren Werken zeitgenössischer Autoren. Es geht Kopp also kaum um die Realia des Seekrieges, um die Art wie Meere beherrscht, Häfen angelegt, Flotten ausgerüstet und Seeschlachten gewonnen werden. Im Zentrum des Interesses steht vor allem die literarische Reflexion darüber. Der Autor zögert allerdings zu Recht, dies als Diskurs zu bezeichnen, weil neben Thukydides' Werk die Quellen weitgehend fehlen, die einen solchen nachvollziehbar machen.