In ihren Anfängen wurde die Globalisierungsdebatte beherrscht von der Schreckens-nvision einer weltweiten Homogenisierung, des Verschwindens jeglicher Unterschie-nde in einer uniformen Modernität, und von Schlagwörtern wie „McWorld“ odern„Coca-Colonisation“. Globalisierung wurde als eine Art Dampfwalze aufgefasst, dienunaufhaltsam vorwärts rollt und alles zermalmt, was sich ihr in den Weg stellt – an-ngetriebenvondenjüngstenUmwälzungen der Kommunikationstechnologie undnden permanent fließenden Strömen des Finanzkapitals, die den Globus in Sekun-ndenbruchteilen umrunden. Bald jedoch setzte eine zweite Phase ein, in der das Wi-nderstandspotential des ‚Lokalen’ gegen die Globalisierungswalze entdeckt wurde.nLokale Akteure erschienen nicht länger als passive, hilflose Opfer der Globalisie-nrung. Stattdessen verstand man lokale Kulturen nun als Gebilde, die nur die Außen-neinflüsse aufnehmen, „die ihrer Natur nach zu ihnen passen und sie bereichern kön-nnen“ (Friedman 1999, S. 29). Selbst die Produkte der weltweitenWarenproduktion,nhieß es jetzt, müssen lokal situiert, lokal mit Sinn und Bedeutung versehen werden,nwo immer sie genutzt werden sollen (vgl. z.B. Loimeier/Neubert/Weißköppeln2005) – Standardbeispiel wurde der Maggi-Würfel, der weltweit in einer Vielzahlnvon lokal verschiedenen Formen produziert wird, in Afrika beispielsweise kommt erngewürzt mit Chilischoten auf den Markt. In aller Regel, hieß es jetzt, sind lokalenKonsumenten globaler Produkte nicht bloß passive Opfer, die keine andere Chancenhaben, als sich den Einflüssen der Globalisierung bedingungslos zu unterwerfen. Siensind selbstbewusste strategische Akteure, „die ein bemerkenswertesMaß an Kreativi-ntät, Widerborstigkeit, Flexibilität und Überlebenswillen entfalten“ (Binsbergen etal. 2004, S. 43). Auch dies war jedoch nur die Hälfte derWahrheit; die andere Hälf-nte besteht in ihrem Ausschluss vom Genuss der Mehrzahl der Güter undWohltaten,ndie der Globalisierungsprozess ihnen verspricht. Die Tatsache, dass etwas weltweitnverfügbar ist, heißt noch lange nicht, dass lokale Konsumenten es sich auch weltweitnleisten können („global availability is not synonymous with global affordability“ –nebd., S. 19). „Das Lokale“ erlangte jedenfalls seit den späten 1990er Jahren unver-nhoffte Prominenz in Globalisierungsdebatten – wenn nicht in den ökonomisch odernpolitologisch ausgerichteten, so doch wenigstens in den soziologischen und ethnolo-ngischen. Die Metapher vom lokalen David, der dem globalen Goliath widerstehtn(Hannerz 1996), illustriert diese lokalistische Wende am drastischsten. Die Spann-nbreite der Debatte reicht seither von eher optimistischen Mainstream-Positionen bisnzu sehr kritischen Einschätzungen in den sogenannten „Cultural Studies“.Wortfüh-nrer sind heute eindeutig die „Postdevelopmentalisten“ um Wolfgang Sachs, MajidnRahnema und Gustavo Esteva.
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