Kopenhagen passt seine Infrastruktur an Starkregenereignisse an und ergreift die Chance, dies mit einem Stadtumbau zu kombinieren. Die leidigen Diskussionen, ob der Klimawandel nun real ist oder nicht sind müßig angesichts der zahleichen Wetterkapriolen wie dem Wolkenbruch, der am 2. Juli 2011 auf Kopenhagen niederging. Damals fielen innerhalb von zwei Stunden mehr als 150 Millimeter Regen. Weite Teile der Stadt, vor allem der Innenstadt, waren innerhalb weniger Minuten überflutet und die völlig überlastete Schmutzwasserkanalisation stand unter einem solchen Druck, dass Kanaldeckel wie Sektkorken in die Luft flogen. Der „Skybrud" war nicht der erste und nicht der letzte in einer Reihe von ungewöhnlich heftigen Regenereignissen, aber der schwerwiegendste, denn er verursachte Schäden von annähernd einer Milliarden Euro. Heute, nur drei Jahre später, gibt es einen Masterplan, die Cloudburst Strategy, die politischen Weichen sind gestellt, die Finanzierung durch einen Mix aus erhöhten Abwassergebühren und Steuererhöhungen für die nächsten 20 Jahre gesichert. Die ersten Projekte befinden sich in der technischen Planungsphase. Mit dem Baubeginn ist nächstes Jahr zu rechnen. Blickt man nach Deutschland ist man sich dieses Problems durchaus auch bewusst, aber es fehlt das Schockerlebnis, das von den Dänen auch schon mal als das erfolgreichste Fund-raising Event der letzten Jahrzehnte bezeichnet wird. Am bekanntesten dürfte das RISA-Projekt in Hamburg sein (siehe Seite 42), aber auch andere Städte haben die Klimaanpassung auf ihrer Tagesordnung. In akribischer Arbeit werden viele Fakten zusammengetragen und Analysen erstellt. Es werden auch erste Konzepte und Strategien entwickelt wie man den künftigen Fluten Herr werden könnte, aber die Masse der Probleme in der Umsetzung lassen eine ernsthafte Realisierung in weite Fernen rücken. Die deutsche Tendenz zur Kleinstaaterei und Angst vor Problemen anstatt der Freude an neuen Lösungen tut ihr übriges um einen Diskurs im Keim zu ersticken, der langfristig helfen könnte Schäden zu vermeiden, Geld zu sparen und darüberhinaus auch noch lebenswerte Städte zu schaffen.
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