Mieterinnen an die Macht!

摘要

Alles begann mit der Hausbesetzerszene in Deutschland: Menschen nutzten leere Gewerbehöfe, Hallen und Häuser, richteten sie her, machten sie wohnlich - dann kamen Abrisspläne oder die Exekutive und die Sache war zu Ende. In den frühen 1990ern wurde in Freiburg das Mietshäuser Syndikat gegründet. Dieses hat ein Modell entwickelt, um Häuser zu finanzieren und dem Markt zu entziehen und damit ermöglicht, langfristig günstigen Raum zum Wohnen, Arbeiten und Produzieren zu generieren. Diese Idee fiel auch in Österreich auf fruchtbaren Boden. Die heimische Pendant zum Mietshäuser Syndikat heißt habi-TAT, das Baugruppenprojekt Bikes and Rails im Wiener Sonnwendviertel ist der erste Neubau, der so realisiert wurde. „Unser Haus ist im Eigentum einer GmbH mit zwei Gesellschaftern: zu 51 % gehört es dem Verein Bikes and Rails, zu 49% dem Verein habiTAT", erklärt Christoph Laimer, ein stolzer und glücklicher Bewohner von Bikes and Rails, das Architekt Georg Reinberg als Passivhaus mit der Baugruppe plante. Im Gesellschaftsvertrag ist festgehalten, dass das habiTAT ein Vetorecht gegen den Verkauf hat. Somit ist das Haus dem Immobilienmarkt entzogen. „Als es fertig war, kaufte es die GmbH dem Bauträger Fami-lienwohnbau ab. Unser Verein ist nun Generalmieter des Hauses mitsamt den Gewerberäumen." Insgesamt 1,5 Mio. € hat die GmbH als Kredit von rund 200 privaten Geldgebern bekommen, die Bewohnerinnen mussten keine individuellen Eingenmittel einbringen. „Wir haben das als kollektive Aufgabe betrachtet." Freunde, Verwandte, Vereine, engagierte Indi viduen - alle, die wollen, können den Verein mit einem Kredit unterstützen. Ab 500 € ist man dabei, die Obergrenze liegt bei 50.000 €, damit keine Abhängigkeiten entstehen. Sobald jemand sein Geld zurückhaben will, wird der Betrag gegen einen neuen Kredit getauscht. Der Zinssatz kann zwischen 0 und 2% selbst gewählt werden. Man kann also das Projekt mit einem Nullprozent-Kredit unterstützen oder seinen Kredit als Wertanlage sehen. Das Haus wird von seinen Bewohnerinnen selbst verwaltet, die Miete ist sozial und leistbar. Mit SchloR existiert bereits ein weites Wiener habiTATs-Projekt. „Es gibt ein hohes Interesse", sagt Laimer. Das Modell hat Zukunft.